„Melbourne got me like“
Völlig übermüdet (ich
hatte den Abend noch bis um elf gearbeitet und bin um drei zum Flieger) kam ich
am Flughafen in Australien an und fuhr direkt in mein zentral gelegenes AirBnb,
eine weitere „flat- sharing experience“ mit fünf anderen girls stand
an.
Den Tag wollte ich ruhig
angehen, ein bisschen durch die Stadt schlendern, vielleicht noch zur
Information und dann fix schlafen. Aber nix da – es war „White Night“:
ab sieben Uhr abends wurde die Innenstadt für zwölf Stunden zum Tag gemacht.
Opernsänger, Musiker und Dragqueens tanzten auf den Balkonen, Bühnen waren
überall aufgebaut und parallel dazu fand auch noch das Chinesische Neujahr
statt, das mit seinen vielen Drachenumzügen und farbenfrohen Buden lockte. Die
Victoria Library, St. Pauls Cathedral und weitere Sehenswürdigkeiten waren
beleuchtet und ich ließ mich mit großen Augen und offenem Mund durch den CBD
schieben. Alles war so unfassbar groß, schön und modern!
Ich sollte die folgende
Woche hier verbringen und wusste bereits am zweiten Tag, dass eine Woche viel
zu kurz waren für solch eine schöne Stadt. Ich nahm an Stadtführungen teil,
schlenderte auf dem Maritime Trail entlang des Flusses zum
Hafen und machte Rast im Botanischem Garten.
Auf dem Weg zum St.
Kilda Beach hielt ich am „Memorial Of Remembrance“, an dem der
Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht wurde und holte mir beim Sonnen am Beach
den Sonnenbrand meines Lebens weg. (Wer fängt auch gerade in Australien an sich
zu bräunen?)
Nachmittags nahm ich
beispielsweise am Service in der St. Pauls Cathedral teil und wurde daraufhin
sogar zum gemeinsamen Lasagne Abend der Gemeinde eingeladen, bei dem sich alle
über die deutschen Teilnehmer freuten und gespannt ihre Erlebnisse
austauschten.
Die Abende verbrachte
ich meist mit meinen Mitbewohnern. Man läuft sich schon mal über den Weg, wenn
das Apartment gerade mal drei Räume hat… War aber witzig zu hören, wie die
Taiwaner ihre Reiskocher von zu Hause mitgebracht hatten und wie eine Sydneyerin
(…) hier in Melbourne aufgenommen wurde. Generell ist es stets der kulturelle
Austausch, der so viel Spaß macht und einem immer wieder zum Schmunzeln (oder
Schniefen) bringt.
Melbourne, das im 19.
Jahrhundert durch den „Goldrush“ zu einer der wohlhabendsten Städte
weltweit aufstieg, sieht man noch immer seinen Reichtum an. Allein der
Versammlungsraum des Parlaments ist mit Blattgold ausgelegt und die Innenstadt
mit ihren unzähligen Malls sauber wie eh und je. Das Wetter war der Wahnsinn
und die Märkte wunderschön. Das Großstadt Flair hat mich total erwischt und ich
wollte am liebsten nicht mehr weg. (Selbst ein Aldi war um die Ecke).
Dennoch freute ich mich
auf Bangkok: In weniger als drei Tagen sollte ich meine Eltern nach fünf
Monaten Abstinenz wieder sehen.